Befana.

 

 

 

Nach „La Befana“ von Giovanni Pascoli aus dem Jahre 1897.

 

 

 

 

 

Und Befana wandelt, wandelt

 

in der Nacht aus Berges Höhen.

 

Nur von Müdigkeit und Böen,

 

Schnee und Frost wird sie ummantelt.

 

Und Befana wandelt, wandelt.

 

 

 

Armekreuzend auf den Rippen

 

trägt den Schnee sie als ein Jäcklein,

 

trägt den Frost sie als ein Säcklein,

 

trägt den Wind sie auf den Lippen,

 

armekreuzend auf den Rippen.

 

 

 

Kämpft sich vorwärts, zähe, zähe,

 

nach den Hütten und den Villen,

 

ihre Neugier so zu stillen,

 

ob von Fern, ob aus der Nähe.

 

Zähe zähe, zähe zähe.

 

 

 

Was geschieht in jenem Landhaus?

 

Alles still, allein ein Knarzen

 

hört man. Und es füllt den schwarzen

 

Raum nur einer Kerze Brand aus.

 

Was geschieht in jenem Landhaus?

 

 

 

Und sie schaut und sieht: Drei Decklein,

 

hütend dreier Kinder Schlummer.

 

Und sie schaut und sieht: In stummer

 

Spannung aufgehängt drei Söcklein.

 

Oh! drei Söcklein und drei Decklein.

 

 

 

Lichterglanz flammt auf und nieder.

 

Knarrend über Treppe, Zimmer

 

und Gardinen tanzt der Schimmer

 

auf- und abwärts, immer wieder.

 

Wer steigt hoch? Wer steigt hernieder?

 

 

 

Gaben trug Mama hernieder.

 

Als sie geht, streift ihr Gesicht ein

 

kirchenlampenhelles Lichtlein

 

und ein Lächeln streift die Lider.

 

Gaben trug Mama hernieder.

 

 

 

Und Befana steht am Fenster,

 

horcht und schaut und wandelt weiter,

 

wählt den Nordwind als Begleiter –

 

was die Straße auch umkränzt, er

 

schüttelt alles: Türen, Fenster.

 

 

 

Was geschieht in jener Hütte?

 

Lange Seufzer nur erschallen,

 

glühwurmgleiche Schimmer fallen

 

vom Kamin auf jede Schütte.

 

Was geschieht in jener Hütte?

 

 

 

Und sie schaut und sieht: Drei Schütten,

 

hütend dreier Kinder Schlummer.

 

Und drei Schuh, von stillem Kummer

 

aschbegraut und abgeschritten.

 

Oh! drei Schuhe und drei Schütten.

 

 

 

Und die Mutter ohne Ruhe

 

spinnt und schluchzt und blickt verstohlen

 

auf die Holzschuh bei den Kohlen.

 

Oh! die aufgereihten Schuhe …

 

weinend spinnt sie ohne Ruhe.

 

 

 

Und Befana sieht sie leiden,

 

flieht zum Berg – dem Morgenschimmer.

 

Jene Mutter weint noch immer

 

um die Kinder ohne Freuden.

 

Und Befana hört sie leiden.

 

 

 

Sinnend steht Befana droben.

 

Es ist heute wie vor Tagen:

 

Manche lachen, manche klagen –

 

vorne ist der Berg verwoben

 

von Gewölk, doch licht da droben.

 

***