Den Tod für Tante Trudl!


Das Majareich

Ich erblickte mein Spiegelbild in ihren Augen. Es war mein Gesicht, das mit doppelter Beklommenheit auf mich zurückstarrte. Doch die senkrecht verlaufenden Wimpern erschufen ein grässliches Gesamtbild. Es sah doch haargenau aus wie eine Gefängniszelle, in der mein blasses Gesicht gefangen war. Ihre Wimpern waren zu Gitterstäben für mein Spiegelbild geworden! Ich wich vor dem Mädchen zurück und glaubte – es mag Einbildung sein – eine kaum wahrnehmbare Häme über das zarte Gesicht wandern zu sehen. Tante Trudl schämte sich für mich: „Was ist denn mit dir los? Willst du der Qual nicht guten Tag sagen?“ „Wie heißt sie?“, erwiderte ich unter erstickten Lauten. Tante Trudl stöhnte. Dann sagte sie: „Steffi, das ist die Qual! Qual, das ist meine Nichte Steffi!“ (S.20)