Auszug aus "Gott B-Ware"

 

Lucas an Franziska

 

Oh, Mann,

 

du musst auch jedem Trend hinterherdackeln …

In der Achten wolltest du Rapper sein, obwohl du kaum zwei Zeilen rausgebracht hast, ohne dir auf die Zunge zu beißen. Dann hast du behauptet, der Hip-Hop wäre tot und dich hätte nur der Lifestyle interessiert – wenn deine Eltern nicht ihr Veto gegen deine Tattoo-Wünsche eingelegt hätten, würdest du jetzt ausschauen wie eine Litfaßsäule. Und wann war es, wo du behauptet hast, alle Musik, vom Black Metal bis zum Gangster-Rap, wäre Popmusik und das einzig Wahre wäre der Jazz? Ganz zu schweigen von deiner Gigolo-Phase, nachdem du erfahren hast, dass dein Opa Italiener war. Wie viele Frisuren hab ich, seit ich dich kenne, nicht mit dir durchgestanden: Iro, Dreads, blaue Haare, Fake-Side-Cut, echter Side-Cut, Gelhaar und jetzt diese Öko-Rockermähne.

Vielleicht solltest du mal anfangen, zu dir selbst zu finden, als eine Identität nach der anderen abzuklappern. Sei mir nicht böse, ich gebe dir gern jeden Namen, den du willst, ich würde dich, wenn es dich glücklich macht, auch Wrdlbrmpfd nennen – aber nutz doch jetzt lieber mal das Jahr im Nirgendwo, um herauszufinden, was du eigentlich willst.

 

Eine Sache muss ich dir aber schon knallhart ins Gesicht sagen: Du bist kein Mädchen. Du möchtest vielleicht eines sein, meinetwegen fühlst du dich auch als eines, aber du BIST keins. Schau mal an dir runter!

Eigentlich hätte ich den Braten wittern müssen – die Vroni war neulich schon so ungewohnt vergnügt und geheimniskrämerisch. Von der wirst du natürlich nix als Applaus bekommen – aber als treuer Freund fühle ich mich verpflichtet, ehrlich mit dir zu sein.    

 

Du machst mich fertig!

Lucas

 

 

PS: Und überhaupt: Warum um Himmels willen „Franziska“?! Aus Michel hätte man doch wunderbar Michaela machen können! (S.21)

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